Wir sind das Licht
Gerda Blees
Nichts ist unheimlicher als das Offensichtliche, nichts unverfänglicher als die Wahrheit.
In einer Wohngemeinschaft stirbt Elisabeth an Unterernährung. Bestürzt fragt man sich, warum keiner gemerkt hat, dass die Frau lebensbedrohlich dünn wurde.
Gemerkt habe alle etwas, auch die Mitglieder der Wohngemeinschaft.
In einem alten Haus haben sich Melodie, Muriel, Petrus und Elisabeth zusammengefunden. Nicht wirklich auch Sympatie, eher aus Not an Alternativen.
Geschickt erinnert Melodie ihre
Mitbewohner zur richtigen Zeit an ihre charakterlichen Schwächen. Schwächen, die nur Melodie an ihnen akzeptiert. Diese gilt es -
auch mit Hilfe der Lichtdiät - zu überwinden. Andere Menschen, da ist Melodie sich sicher, würden sich von diesen
defizitären Persönlichkeiten abwenden.
Sie zieht ihre Mitbewohner in einen Strudel aus Selbsthass, Schuldgefühlen und die Hoffnung auf Erlösung. Gleichzeitig ist sie überzeugt davon, diese Menschen in ihren Krisen eine Stütze zu sein.
Ernsthaft glaubt sie daran, dass Menschen wie
Pflanzen von Photosynthese leben können. Mit demagogischem Geschickt steuert sie unbeirrt auf ihr Ziel zu, bis Elisabeths Tod die Polizei ins Spiel bringt.
Anstatt menschliche Kritiker zu Wort kommen zu lassen, die unmissverständlich mit dem Finger auf dieses Sektengebilde zeigen würden, lässt die Autorin unbelebte Dinge, wie die Nacht, die Fakten oder ein Cello zu Wort kommen. Nüchtern stellen diese ihre Sicht der Dinge dar, und machen das Unfassbare noch unverständlicher.
Greta Blees zeichnet scharfes Bild von sektenartigen Strukturen. Es zeigt nur allzu deutlich, dass schwache Persönlichkeiten kaum eine Chance haben, diesen zu entkommen.
Eine faszinierende und beklemmende Lektüre - auch weil der Roman auf einer wahren Begebenheit beruht.