Das Museum der Welt

Christopher Kloeble

Es ist nicht immer einfach zu beschreiben, was das Besondere an einem Buch ist. Dass ein Waisenjunge aus Bombay ein Museum der Welt startet ist schon ein guter Anfang. Aber genauso gut wie missverständlich.

Was Bartholomäus sammelt sind mitnichten Gegenstände, die in einem Museum in Vitrinen ausgestellt werden können, sondern Begebenheiten mit Menschen.

Aus der Perspektive des 12-jährigen Jungen schildert der Autor einzelne Episoden der Expedition der Brüder Schlagintweit, die ab 1854 Indien und den Himalaya bereisten. Natürlich gab es diesen Jungen, der auf der Expedition für die Schlagintweits als Übersetzter fungiert, nicht. Seine Präsenz ermöglicht genauso eine kritische Sicht, sowohl auf die Expedition als auch die englischen Kolonialisten, wie auch die eigenen Mitbürger, die keineswegs durchwegs als integre Antagonisten dargestellt werden. 

Zwischen Zuneigung und Hoffnung auf Zugehörigkeit, Überlebenswillen, Krankheit und der Suche nach der eigenen Herkunft, schildert Bartholomäus die vielschichtigen Wahrheiten des kolonialisierten Indiens genauso wie Abgründe menschlichen Handelns.

Ein Roman, der auf jeder Seite Überraschungen und sprachliche Köstlichkeiten bietet. 

 

Barbara stirbt nicht

Alina Bronsky

Wie ist es, wenn das Gewohnte auf einmal zusammenbricht? Nicht durch Krieg oder eine Naturkatastrophe oder finanziellen Ruin, sondern einfach, weil die Ehepartnerin nicht mehr aus dem Bett aufsteht.

Das Ehepaar Schmidt lebt seit Jahrzehnten zusammen, hat seine Kinder großgezogen und ist zusammen alt geworden. Alles klappte wie am Schnürchen, bis zu dem Tag, als Barbara Schmidt nicht mehr aus dem Bett aufsteht. Kommentarlos und schweigend und ohne Vorwürfe bleibt sie einfach liegen – und ihre Mann Walter ist völlig aufgeschmissen.

Ist er doch daran gewohnt, dass seine Frau schon das Frühstück zubereitet hat, wenn er in die Küche tritt, dass sie wäscht, kocht und putzt, während er als Alleinverdiener das Geld ins Haus bringt. Eine Ordnung, die nie in Frage gestellt wurde und perfekt funktionierte.

Alina Bronsky beschreibt mit amüsanter Nüchternheit, wie Walter sich erst widerstrebend, dann mit zunehmendem Ehrgeiz, den Herausforderungen der Haushaltsführung stellt. Gespannt verfolgt man als Leser, wie er die Kaffeebohnen sucht, die ersten Kochversuche macht und sich an verschiedenen Stellen heimlich Hilfe holt.

Während die Kinder darauf dringen, dass er eine Hilfe für den Haushalt engagiert, meistert er eine Herausforderung nach der anderen. Warum Barbara nicht mehr aufsteht, bleibt offen. Sie stirbt nicht, spricht und handelt aber auch nicht, sondern wird von ihrem Mann endlich so umsorgt, wie sie es Jahrzehnte lang für ihn getan hat.

Ein höchst unterhaltsames Buch, das die unangenehme Frage stellt, wie Männer der alten Generation zurechtkommen, wenn die Ehefrau plötzlich nicht mehr wie gewohnt funktioniert.